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Von den Pyramiden ins Silicon Valley – warum der Blick zurück nach vorne führt

by Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld

Was haben jahrtausendealte Pyramiden mit den neuesten Entwicklungen des Silicon Valley zu tun? Mehr, als Sie gerade glauben. Disruption ist neben Digitalisierung das Schlagwort unserer Tage. Es geht um die Unterbrechung des Gewohnten, um Neuausrichtung. Denn umwälzende Überlegungen und neue Technologien verdrängen Bestehendes und sorgen für etliche Veränderungen in unserem Alltag. Im Silicon Valley steht Disruption auf der Tagesordnung. Alte Geschäftsmodelle werden in Frage gestellt und durch neue ersetzt: Uber ersetzt das Taxi, Netflix löst die Videothek ab usw. Stets geht es darum, Störfelder zwischen Kunde und Anbieter aufzuspüren und für diese Störfelder Lösungen zu entwickeln. Von Skeptikern anfangs noch belächelt, werden etliche Innovationen längst von einer Vielzahl von Menschen willkommen geheißen und als unverzichtbar empfunden. Zukunftsexperte und Energieforscher Prof. Timo Leukefeld hat sich weltweit nicht nur mit innovativen Produktideen befasst, sondern auch Projekte besucht, die Antworten auf heutige Fragen in den Ursprüngen unserer Zivilisation suchen. Und er ist sicher: „Wenn wir unsere Vergangenheit verstehen, führt das zu Weitblick in der Gegenwart. Wer sich mit der Geschichte beschäftigt, kann daraus Prognosen für die Zukunft ablesen.“

Dringend gesucht: Zukunftsfähige Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart

Seine jüngste Exkursion führte den Keynotespeaker zu Energie- und Zukunftsthemen deshalb zurück in die Vergangenheit, genauer nach Visoko in Bosnien, wo er bei Ausgrabungen der angeblich größten Pyramiden Europas half. Leukefeld: „Es spricht vieles dafür, dass in Visoko Pyramiden im Berg verborgen liegen und weniges dagegen.“ Weltweit waren Pyramiden Vorläufer kommunaler Bauprojekte. Ihre Entstehung stellte nicht nur die Kooperationsfähigkeit einer Hochkultur unter Beweis, sondern auch die Funktionstüchtigkeit damit verbundener Bewässerungssysteme, mit der zum ersten Mal so etwas wie präindustrielle hocheffektive Landwirtschaft entstand. Mit anderen Worten: Der Pyramidenbau war disruptiv für das Leben seiner Anrainer. Das weltweit größte fachgebietsübergreifende Archäologieprojekt bei Sarajevo geht derzeit verschiedenen Theorien nach, warum hier vor 30.000 Jahren Pyramiden entstanden: Neben der bereits aus Ägypten bekannten Nutzung als Begräbnisstätte halten die Forscher auch Kommunikationszwecke oder Energieerzeugung für möglich. Manche gehen davon aus, dass die Energieerzeugung durch Manipulation von Formen und Energiefeldern der eigentliche Grund für den Pyramidenbau war – um antiken Zivilisationen eine leistungsstarke Quelle sauberer Energie zu bieten.

Die Frage der sauberen, unerschöpflichen Energieversorgung ist eine der drängendsten unserer Zeit. Tesla strebt mit der Produktion von Elektroautos, Solardachziegeln und Stromspeichern derzeit die autarke Versorgung von Verbrauchern an, Leukefeld hat sie bereits umgesetzt. Als er 2009 ankündigte, ein energieautarkes Wohnhaus in Deutschland zu entwickeln, das sich weitestgehend selbst mit Wärme und Strom dank Solarenergie versorgt und zudem eine hauseigene Tankstelle für Elektroautos speist, war die Skepsis in wissenschaftlichen Kollegenkreisen noch sehr groß. Vier Jahre später standen die ersten beiden bewohnten Häuser und wurden vier Jahre lang mit 190 Sensoren vermessen, um Funktionstüchtigkeit und Autarkie zu überprüfen. Heute existieren sogar energieautarke Mehrfamilienhäuser und Firmengebäude auf Basis seiner Entwürfe. Tatsächlich produzieren diese Häuser solare Energieüberschüsse, die sie selbst für lange Zeit zwischenspeichern und weiteren Nutzern zur Verfügung stellen können. Damit schuf Timo Leukefeld die Möglichkeit einer festen Pauschalmiete mit Energieflatrate, die bereits die Kosten für Wärme, Strom und E-Mobilität miteinbezieht. Das lässt teure und unliebsame Neben- sowie Betriebskostenabrechnungen Geschichte werden. Diese Art zu bauen und zu vermieten, ist ein weiteres disruptives Beispiel der Gegenwart – es verändert die Perspektiven von Hauseigentümern, Mietern, Vermietern und Energieversorgungs-unternehmen gleichermaßen.

Dringend benötigt: Integrales Denken, das auf dem Wissen um Zusammenhänge beruht

„Wir können die Zukunft positiv beeinflussen, wenn wir in der Gegenwart die Vergangenheit begreifen“, sagt Leukefeld. „Um zukunftsfähig zu bleiben, benötigen wir integrales Denken, das auf dem Wissen um Zusammenhänge beruht.“ Denn eines habe uns die Geschichte schon mehrfach gelehrt: Kulturen sind untergegangen, obwohl sie hochentwickelt waren, sozusagen als frühe Opfer der Disruption. Im Silicon Valley steht das erste selbstfahrende E-Mobil, das Google-Car, bereits im Museum, während das autonome Fahren hierzulande noch als revolutionäres Novum gilt. „Offenheit ist der Nährboden für Fortschritt“, so der Energiebotschafter der Bundesregierung, „nicht das Festhalten am Alten.“ Was in Bosnien wie ein Perpetuum Mobile anmutet, hat die Wissenschaft ins Wanken gebracht – das Projekt wirkt disruptiv auf gängige Vorstellungen der Menschheitsgeschichte. Für Leukefeld sind die Pyramiden von Bosnien indes nur ein weiterer Denkanstoß in Richtung Zukunft: „Es bedarf wohldurchdachter Konzepte, ob für die Energiegewinnung und –nutzung, die Mobilität oder andere Bereiche, damit sie uns weiter bringen. Altes Wissen, Erfahrungen und neue Anforderungen lassen sich verbinden zu Strategien, die zukunftsfähig machen. Dafür braucht es vor allem Mut und die Bereitschaft zum Austausch.“

Gern erläutert Prof. Leukefeld in einem Gastbeitrag oder Interview, warum Disruption keine Bedrohung, sondern vor allem Weiterentwicklung bedeutet, in welchen Lebensbereichen dies schon deutlich spürbar ist und was das für die Wirtschaft in Deutschland bedeutet.

Über den Autor

Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld, Jahrgang 1969, wird wegen seiner nonkonformistischen Vorgehensweise bei der Entwicklung von Energiekonzepten von der Presse auch gerne als Energierebell bezeichnet. An der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und an der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Glauchau, lehrt er als Honorarprofessor das Thema vernetzte energieautarke Gebäude. Leukefeld wird von der Bundesregierung Energiebotschafter genannt und agiert als Mittler zwischen Forschung, Entwicklung und dem ausführenden Handwerk. Als Protagonist von TV-Serien reist der mehrfach ausgezeichnete Unternehmer, Dozent und Buchautor um die Welt, stets mit der Frage im Gepäck: Wie werden wir in Zukunft leben? Leukefeld beleuchtet Versorgungsszenarien und räumt mit dem Vorurteil knapper Ressourcen auf. Er arbeitet zudem als Redner und Denkwandler beim Zukunftsinstitut.

Vernetzte Energieautarkie ist der Dreh-, Angel- und Ausgangspunkt seiner Forschung. In Freiberg, Sachsen, baute er zwei energieautarke Häuser, in denen er wohnt und arbeitet. Seine Häuser sind vollständig unabhängig und versorgen sich weitestgehend selbst mit Wärme, Strom und E-Mobilität aus der Sonne. Inzwischen werden sie sogar schon als Mehrfamilienhäuser gebaut. Zuvor hatte er mit seinen theoretischen wie praktischen Ingenieur-Kenntnissen als Leiter einer Projektgruppe der HELMA Eigenheimbau AG das erste bezahlbare und tatsächlich energieautarke Haus Europas entwickelt und zur Marktreife gebracht. 

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